Businessbreakfast: Suche nach Mitarbeitern wird schwieriger (01.12.2014)

Mehr als 100 Firmenvertreter trafen sich zum Austausch beim Business Breakfast in Meersburg, das die Wirtschaftsförderung des Bodenseekreises ausrichtete. Die Firmen stellen immer wieder fest: Der Personalmarkt ist dünn.

Rund 100 Unternehmer aus dem Bodenseekreis tauschten sich in Meersburg über die aktuelle Lage auf dem Personalmarkt aus. Die Veranstaltung stellte dabei das Personal-Management in den Mittelpunkt. „Als Arbeitgeber überzeugen und Mitarbeiter-Management erfolgreich praktizieren“, lautete die Überschrift des „Business Breakfast Bodensee“ in Meersburg, das von der Wirtschaftsförderung Bodenseekreis (WFB) veranstaltet wurde. Teilnehmer aus der Region und darüber hinaus waren angereist – darunter auch einige Vertreter aus der öffentlichen Verwaltung. Mitarbeiter-Gewinnung und -bindung, besonders im Bereich der Fachkräfte, gewännen gerade für den Mittelstand eine immer größere Bedeutung, erklärte WFB-Geschäftsführer Benedikt Otte. Dies habe er bei den kurzen Gesprächen bei der Veranstaltung
in Meersburg wieder bestätigt bekommen.

Die Gründe dafür seien vielfältig. Als Beispiele nannte er den demografischen Wandel, die geänderten Ansprüche der Mitarbeiter an Arbeitgeber und Arbeitsplatz wie attraktive Aufgaben, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung und Kollegialität im Unternehmen.
Referentin Regina Bergdolt, die aus Mannheim angereist war, beschrieb die Situation mit den Worten: „Der Markt ist dünn“ und, so ihre Einschätzung, es handle sich um einen langfristigen Trend. Schon heute müssten Unternehmen Kunden und Projekte ablehnen, weil sie nicht genügend Mitarbeiter hätten, um die Anfragen abzudecken. Vor diesem Hintergrund gewinne ein professionelles Human Ressource Management (HRM) als Grundlage für die Zukunftsfähigkeit einer Firma an Bedeutung. Dieses HRM sei nicht mehr verwaltungsorientiert, erklärte sie. „Es geht jetzt mehr um Wertschöpfung“.

Bergdolt, die HR-Entwicklung & Führung für Wachstumsunternehmen anbietet, zog in ihrem Vortrag deshalb immer wieder Parallelen zum Vertrieb. Sie plädierte im „Personal-Marketing“ für systematische, mittelfristige Recruiting Prozesse. Ziel sei es, passende Fachkräfte für das Unternehmen zu interessieren und genug Bewerber in der „Pipeline“ zu halten, um bei Bedarf auf sie zurückgreifen zu können. Voraussetzung dazu sind für sie ein klares Firmenprofil, wenige, dafür glaubhafte Botschaften, und eine zielgruppenorientierte Ansprache. Am Schluss gab Bergdolt ihren Zuhörern zwei Ratschläge aus ihrem neuen Buch mit auf den Weg: „Behandeln Sie Bewerber einfach so, wie Sie als guter Kunde behandelt werden möchten“ und „Gute Führung bedeutet erfolgreiche Mitarbeiter-Bindung. Gut gebundene Mitarbeiter sind Aushängeschilder, Leistungsträger, Empfehler für Bewerber, Stabilisatoren in Krisen“.


Acht Einschätzungen

Samuel Wojoczek (Senior Account Manager IT): „Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern knüpfen wir über Jobbörsen oder Techniker und Fachhochschulen. Den Angestellten werden neben einer ausgewogenen Work-Life-Balance sowie Weiterbildungsseminaren zu Themen wie Selbstsicherheit gewinnen oder Stressabbau auch fachliche Weiterbildungsmöglichkeiten geboten.“ (Ferchau Engineering
GmbH, Niederlassung Friedrichshafen; Branche: Engineering-Dienstleistungen; Gründungsjahr: 1966; Mitarbeiter: mehr als 6000)

Nicole Daub (Managing Director): „Unsere Mitarbeiter gewinnen wir hauptsächlich über Anzeigen und über Vorträge an Hochschulen in der
Region. Wir bieten flexible Arbeitszeiten, Feedback-Gespräche, Projektverantwortung, eine Beteiligung am Erfolg, Aufstiegs- und
Fortbildungsmöglichkeiten, arbeiten in fachübergreifenden und internationalen Teams und bieten regelmäßige Sport- und Freizeitaktivitäten.“ (Patent- und Rechtsanwaltskanzlei Daub, Überlingen; Gründungsjahr: 1998; Mitarbeiter: 36)

Peter Ziegler (Geschäftsführer): „Zur Mitarbeitergewinnung setzen wir auf Empfehlungen unserer Mitarbeiter, Jobbörsen und Anzeigen in Zeitungen und im Gemeindeblatt. Um diese Mitarbeiter dann auch zu binden, gibt es neben Feedbackgesprächen und Festen auch Massagen, ein Zuschlag für Fitness, gezielte Weiterbildungen oder einmal pro Monat einen Obsttag for free.“ (Ziegler GmbH Feinwerktechnik, Bermatingen-Ahausen; Branche: Feinwerktechnik, Partner der Luft- und Raumfahrt; Gründungsjahr: 1968; Mitarbeiter: 70)

Diana Kögl (Geschäftsführung): „Als familiengeführtes Unternehmen gewinnen wir neue Mitarbeiter oftmals über Empfehlungen aus den eigenen Reihen. Eine Mitarbeiter-Befragung hat ergeben, dass Bindung bei uns am besten funktioniert, indem wir individuell auf die beruflichen und privaten Bedürfnisse des einzelnen Mitarbeiters eingehen. Wir legen Wert auf gegenseitiges, konstruktives Feedback.“ (Kögl Logistik (1946) und Pro-Logistik Kögl (2004), Friedrichshafen; Branche: Logistik; Mitarbeiter: ca. 100)

Antja Koch (Projektmanagement): „Neben dem Umfeld und der guten Unternehmenskultur, die aktiv gelebt wird, sind wir präsent in den digitalen Medien rund um Themen, die potenzielle Mitarbeiter interessieren. Unsere eigenen Mitarbeiter sind Multiplikatoren, die in ihren eigenen Netzwerken positive Kommentare zu ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber hinterlassen. Insgesamt ist es eher das Gefunden-Werden als das aktive Finden.“ (Schindler Parent; Branche: Werbeagentur; Gründungsjahr: 1979; Mitarbeiter: 35)

Udo Konzack (Geschäftsführer): „Die Mitarbeitersuche ist ein kontinuierlicher Prozess. Unsere Maßnahmen: neben Marketingaktionen Kontaktpflege zu Hochschulen/Universitäten über Karrierebörsen hinaus sowie zu Schulen. ‚Mitarbeiter-Bindung’ klingt nach ‚angebunden sein’.
Mitarbeiter bleiben, weil ein gutes Klima herrscht, eine Kultur, die der Person, ihrer Leistung Wertschätzung entgegenbringt.“ (Konzept
Informationssysteme GmbH, Meersburg; Branche: Software- und Systemhaus; Gründungsjahr 1994; Mitarbeiter: 145)

Annette Haas (Personalleitung): „Ein großer Teil der Belegschaft ist seit Jahrzehnten bei uns. Über Empfehlungen im Familien- und Bekanntenkreis kommen immer wieder neue Arbeitsverhältnisse zustande. Darüber hinaus – vor allem bei Führungskräften – wird auch externe Hilfe in Anspruch genommen. Für die Mitarbeiter-Bindung ist die kollegiale Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. Ein Beispiel ist unsere Christbaum-Aktion für die Mitarbeiter.“ (Allweier GmbH, Überlingen; Branche: Präzisionsteile; Gründung: 1970; Mitarbeiter: 180)

Ralf Dreher (Geschäftsführer): „Gerade mittelständische Unternehmen haben es schwer, hochqualifizierte Kräfte zu gewinnen. Oft liegen die
eigentlichen Schätze im Unternehmen selbst. Es geht darum, diese Mitarbeiter-Potenziale zu identifizieren. Ein Schlüsselfaktor in der
Mitarbeiter-Bindung ist, nur das zu versprechen, was gehalten werden kann, ein anderer gegenseitige Wertschätzung.“ (dp dreher partners,
Villingen-Schwenningen; Branche: Unternehmens- und Personalberatung; Gründungsjahr 2011; Mitarbeiter: 8)

Quelle: Walz, Karin: Businessbreakfast: Suche nach Mitarbeitern wird schwieriger. In: Südkurier.
http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/bodenseekreis/Businessbreakfast-Suche-nach-Mitarbeitern-wird-schwieriger;art410936,7451526 (abgerufen am 05.12.2014)

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